FTX-Pleite: Ex-Alameda-CEO Caroline Ellison bekennt sich schuldig (2024)

Caroline Ellison galt in der Krypto-Welt als Wunderkind, das das Risiko liebt. Nach den Betrugsvorwürfen gegen die FTX-Führung hat sie sich entschieden, mit den amerikanischen Justizbehörden zu kooperieren.

Nelly Keusch

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Knapp eine Woche nachdem Sam Bankman-Fried, gefallener Krypto-König und Gründer der jetzt insolventen Börse FTX, auf den Bahamas verhaftet worden ist, ist es so weit: Am Mittwoch, dem 21.Dezember, stieg er in ein Flugzeug in Richtung USA. Die dortigen Strafverfolgungsbehörden hatten an seinem Wohnsitz in der Karibik die Auslieferung beantragt, um gegen ihn ein Verfahren unter anderem wegen Betrug zu eröffnen.

Noch am selben Tag wurde Bankman-Fried dem zuständigen Richter vorgeführt: Zwar muss er nach Zahlung einer Kaution in Höhe von 250 Millionen Dollar nicht ins Gefängnis. Doch muss er am 3.Januar wieder vor Gericht erscheinen und steht während der Zeit bis zum Prozessbeginn bei seinen Eltern im kalifornischen Palo Alto unter Hausarrest. Dort solle er streng bewacht und psychologisch behandelt und beurteilt werden, sagte der Richter.

Zur selben Zeit sind zwei andere zentrale Figuren im FTX-Skandal bereits einen Schritt weiter: Wie die US-Staatsanwaltschaft ebenfalls am Mittwoch bekanntgab, bekannten sich Caroline Ellison, die ehemalige Chefin von Alameda Research, und Gary Wang, der ehemalige Chief Technology Officer von FTX, des Betrugs an Investoren schuldig.

Alameda Research steht im Zentrum des Skandals

Besonders Ellison hat zu Beginn des Skandals für Aufsehen gesorgt. Als Geschäftsführerin des Trading-Unternehmens, das eng verbandelt mit FTX riskante Anlagegeschäfte machte, steht sie im Zentrum der Betrugsvorwürfe. Die verbotene Umleitung von Kundenvermögen in Milliardenhöhe, die Alameda für Spekulationen einsetzte, führte im November zu einer Panik und zum Abzug von Kundengeldern, was letztlich den Untergang des FTX-Imperiums bedeutete.

Caroline Ellison und Sam Bankman-Fried lernten sich beim Wall-Street-Handelshaus Jane Street kennen. Kurz nachdem Bankman-Fried das Trading-Unternehmen verlassen hatte, um Alameda Research zu gründen, holte er Ellison an Bord. Sie sollen einst ein Paar gewesen sein, auf den Bahamas lebten sie einige Zeit in einer Art Wohngemeinschaft mit anderen FTX-Mitarbeitern, unter ihnen Gary Wang. Sie haben einiges gemeinsam: Beide kommen aus einem akademischen Elternhaus, seine Eltern waren Professoren in Stanford, ihre waren Professoren am MIT. Beide bezeichnen sich als Anhänger des «effektiven Altruismus». Sie waren getrieben von dem Gedanken, möglichst viel Geld zu verdienen, um es später zu spenden – so sagten sie es zumindest.

Caroline Ellison – ein mathematisches Wunderkind?

Und beide galten als Ausnahmetalente: In Porträts über die 28-Jährige, die nach dem FTX-Kollaps erschienen, wird sie als mathematisches Wunderkind beschrieben. Das Magazin «Forbes», das sie auf seine prestigeträchtige «30 unter 30»-Liste gesetzt hatte, bezeichnete sie als «math wizard», der «Standard» schreibt sehr österreichisch von einem «Wunderwuzzi und Finanzgenie».

Tatsächlich gehören die Aufnahmetests, um bei Jane Street einen Job zu bekommen, zu den anspruchsvollsten der Branche. Besonders streng ist die Selektion für das Programm, das Ellison interessierte: quantitativer Handel. Das Umfeld zieht naturgemäss Physiker, Mathematiker und Naturwissenschafter der Topuniversitäten an.

Durch Krypto wollte sie vor allem reich werden

Caroline Ellison hatte bei Jane Street einen guten Job mit hohem Salär. Doch sie liess sich bald von den Verlockungen der Krypto-Branche mitreissen. «Ich dachte: ‹O Mann, das klingt ziemlich aufregend›», sagte sie gegenüber «Forbes». Nachdem Bankman-Fried ihr von seinem Projekt erzählt habe, habe sie nicht aufhören können, darüber nachzudenken. Bald darauf stieg sie bei ihm ein. Genau wie er sah sie im Krypto-Handel vor allem die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen und damit die Bewegung der effektiven Altruisten zu unterstützen. Von der Technologie selbst war sie wenig überzeugt: Im offiziellen FTX-Podcast sagte sie 2021, ihrer Meinung nach hätten die meisten Krypto-Projekte wenig echten Wert.

«Ich mache im Grunde nur Primarschul-Mathematik», sagte Ellison, die in Stanford Mathematik studiert hat, einst in einem Interview über ihre Arbeit bei Alameda. «Wir haben keine Ahnung, was wir hier machen», sagte sie scherzhaft in einem anderen. Ihrem jüngeren Selbst würde sie raten, «weniger risikoavers zu sein und sich selbst mehr zu lieben». Rückblickend wirken diese Aussagen wie ein Hohn: Ellison ging als Alameda-CEO grosse Risiken ein. Das Unternehmen nutzte für hohe Profite Preisineffizienzen zwischen verschiedenen Krypto-Handelsplätzen aus – sogenannter Arbitrage-Handel. Um die Gewinne zu maximieren, wurden die Handelsvolumen durch Aufnahme von Krediten vervielfacht, also gehebelt.

Ihre Liebe zum Risiko ging zu weit

Caroline Ellison ist zwar Naturwissenschafterin, das wirtschaftliche Denken wurde ihr aber sprichwörtlich in die Wiege gelegt: Ihr Vater Glenn Ellison leitet das ökonomische Institut des MIT, ihre Mutter Sara Fischer Ellison unterrichtet dort. Schon als Grundschülerin wusste Ellison, was bayessche Statistik ist, als Mittelschülerin schenkte sie ihrem Vater zum Geburtstag eine selbst durchgeführte Studie über die Preise von Plüschtieren bei ToysRUs.

Mit ihrer Liebe zum Risiko hat sie es zu weit getrieben: Aussagen, die Ellison im Frühjahr in einem Youtube-Interview machte, lassen darauf schliessen, dass die Kontrollen bei FTX und Alameda rudimentär waren: «Wir machen keine technische Analyse. Wir sehen uns als Liquiditätslieferanten. Wir wollen Kunden beim Handeln helfen und für sie bessere Preise erzielen», sagte sie.

Kooperation dürfte sich strafmindernd auswirken

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen FTX stand Ellison Bankman-Fried zunächst zur Seite. Auf Twitter schrieb sie, die Finanzlage des Unternehmens sei stabil. Wenige Tage nach dem Kollaps gab sie in einer Sitzung mit Mitarbeitern allerdings zu, dass Alameda Kundengelder von FTX verwendet hatte, um Defizite auszugleichen, wie «Forbes» berichtet. Das Unternehmen schuldet seinen Gläubigern geschätzte 8 Milliarden Dollar, der Betrag, den es Alameda geliehen hat, soll sich auf bis zu 10 Milliarden Dollar belaufen.

Während Bankman-Fried medial in die Offensive ging, tauchte seine Ex-Freundin anschliessend unter. Nun ist klar, wieso: Ellison, die ebenfalls wegen Betrugs angeklagt ist, will mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Für ihre Freilassung hinterlegt sie eine Kaution in Höhe von 250000 Dollar. Sollte sie wesentliche Unterstützung bei der Strafverfolgung leisten, dürfte sich das für sie strafmindernd auswirken.

Für Sam Bankman-Fried wird es jetzt hingegen eng – vor allem wenn andere hochrangige Manager dem Beispiel von Ellison und Wang folgen: Der Staatsanwalt von Manhattan, Damian Williams, forderte in einem Video andere an dem mutmasslichen Betrug Beteiligte auf, sich zu melden. «Wenn Sie an einem Fehlverhalten bei FTX oder Alameda beteiligt waren, ist es jetzt an der Zeit, sich zu melden. Wir kommen schnell voran, und unsere Geduld währt nicht ewig.»

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FTX-Pleite: Ex-Alameda-CEO Caroline Ellison bekennt sich schuldig (2024)

FAQs

What happened to Caroline from FTX? ›

Caroline Ellison was the prosecution's star witness in its case against FTX founder Sam Bankman-Fried, who was sentenced on Thursday to 25 years in prison. Ellison, who ran FTX's sister hedge fund Alameda Research, pleaded guilty in December 2022 and has yet to face sentencing.

What did Caroline Ellison testify? ›

She testified that the crimes she committed with Bankman-Fried included “fraud, conspiracy to commit fraud and money laundering” and that they defrauded FTX customers and investors, as well as Alameda's lenders. “And just to be clear, did you commit these crimes alone?” Sassoon asked. Ellison replied: “No.

How much did FTX CEO lose? ›

A federal judge on Thursday ordered Sam Bankman-Fried to repay more than $11 billion as part of his sentence for defrauding customers and investors in his failed crypto exchange FTX. Experts say this amount will likely financially incapacitate him for the rest of his life.

Who lost the most money in FTX scandal? ›

Tom Brady is the most famous face to promote and invest in FTX — and he also may have suffered the greatest individual loss. The Tampa Bay Buccaneers quarterback owned over 1.1 million common shares of FTX Trading, which equaled about $45 million before the company went bankrupt, according to Bloomberg.

How long will Ellison go to jail? ›

Caroline Ellison entered guilty pleas to cooperate with authorities. Disgraced FTX founder faces up to 50 years in prison at sentencing. Sam Bankman-Fried was found guilty, with his ex-girlfriend testifying against him. Ellison is likely to receive minimal or no prison time for her testimony.

What religion is Sam Bankman-Fried? ›

Personal life. Bankman-Fried is vegan. He was raised in a Jewish family. As of mid-2021, it was reported that he lived with approximately ten roommates in a five-bedroom Bahamian penthouse bought by co-CEO of FTX Ryan Salame.

What was Caroline Ellison's salary? ›

Ellison was, by most measures, handsomely compensated during her time working for Bankman-Fried, whom she also dated on and off. She had a base salary of $200,000 in addition to large bonuses, including a $20 million haul in 2021, half of which she said she invested in a startup.

What is SBF's IQ? ›

Saying that SBF is "average", if that means 100 IQ, is ludicrous, but SBF is merely very bright, not a genius. 130 a long way from 'pretty thick'. Yet, he can't stop running his mouth incriminating himself further.

Did FTX users get their money back? ›

FTX founder Sam Bankman-Fried, left, arrives at a federal courthouse in Manhattan on Feb. 16, 2023. Nearly all customers of FTX will get their money back, plus interest, after the cryptocurrency exchange imploded 17 months ago.

How did Sam Bankman lose so much money? ›

Sam Bankman-Fried has been sentenced to 25 years for stealing billions of dollars from customers of his cryptocurrency exchange FTX. It's a spectacular downfall for Silicon Valley's dishevelled wunderkind, who rubbed elbows with celebrities like Gisele Bündchen and Tom Brady.

How much money did FTX steal? ›

NEW YORK, March 28 (Reuters) - Sam Bankman-Fried was sentenced to 25 years in prison by a judge on Thursday for stealing $8 billion from customers of the now-bankrupt FTX cryptocurrency exchange he founded, the last step in the former billionaire wunderkind's dramatic downfall.

How long is Sam Bank Friedman in jail? ›

Sam Bankman-Fried sentenced to 25 years in prison for orchestrating FTX fraud. The former cryptocurrency guru was convicted on seven criminal counts in November.

What happened to Radio Caroline? ›

Built in 1960, the Ross Revenge is a 200ft (61m) former deep sea fishing trawler that was converted into a fully-functioning radio ship. Radio Caroline was broadcast from the ship until 1991 when it was shipwrecked off the Kent coast.

What happens to people who had money in FTX? ›

ICYMI: FTX, the crypto exchange that has become a byword for fraud and a black eye on the face of the entire digital asset industry, said that virtually all of the people who had money frozen on the platform will get their money back, plus interest. That is an extraordinary outcome.

Who is Carrie Ellison? ›

Carrie Ellison is known for Commando (1985), Throw Momma from the Train (1987) and Fright Night (1985).

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Author: Horacio Brakus JD

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Name: Horacio Brakus JD

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